Was ist Hochsensibilität?

Schon immer gab es Menschen, die besonders viel wahrnahmen und durchfühlten. Empathie ist eine ständige Begleiterin dieser Menschen, doch mitunter kann genau diese auch überfordern. Oft hören betroffene Menschen Sätze wie: "Sei doch nicht so ein Sensibelchen! Nimm's mit Humor!" oder "Du bist aber wieder überempfindlich." Sie verstecken ihre Empfindsamkeit häufig, fühlen sich anders als die anderen, weil sie die Tiefe des Lebens, der Farben, der Düfte, der Klänge intensiv spüren und schätzen und gleichzeitig schnell überfordert sind von all den Sinneseindrücken. Viele hochsensible Menschen können schwer unterscheiden, ob die Gefühle, die sie fühlen, die eigenen oder die anderer Menschen sind und ziehen sich in die Einsamkeit zurück.

Während "normalfühlende", also dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechende Menschen einen Großteil der auf sie einströmenden Eindrücke herausfiltern, durchfühlen und verarbeiten hochsensible Menschen nahezu alle diese Eindrücke. Durch das intensivere Wahrnehmen von Sinnesreizen wird ein höherer Energiebedarf nötig, um diese zu verarbeiten. Ist dieser Energiebedarf nicht gedeckt, entsteht Überforderung und kann sich auch im sozialen Kontext z.B. durch aggressives Verhalten oder generellen Rückzug äußern. Gleichzeitig sind diese Menschen oft besonders begabt, da sie gewohnt sind, alles Erfahrene schnell miteinander in Bezug zu setzen und zu kombinieren. So haben sie ein sehr feines Gespür, wie "die Dinge richtig gehen" und was "wahr" ist, doch auch das kann im gesellschaftlichen Kontext schwierig sein.

In den letzten ca. 15-20 Jahren ist zu beobachten, dass sich sowohl mehr Erwachsene mit dieser Gabe zeigen als auch deutlich mehr Kinder geboren werden, die diese Gabe mitbringen.

Auch die Forschung zur Hochsensibilität oder auch Hochsensitivität besteht erst seit kurzer Zeit, und so gilt derzeit in der Wissenschaft die Hochsensibilität als psychologisches und neurophysiologisches Phänomen. 

Wenn also zunehmend mehr Menschen mit erhöhter Sinneswahrnehmung durch das Leben schreiten, ist vieles, wie es in dieser Gesellschaft gelebt wird, nicht mehr großflächig praktikabel. Die Form, wie eine Gesellschaft lebt, lässt sich so schnell nicht ändern, wohl aber der Umgang mit der Hochsensibilität.